Silent God of the Wilds
“Er spricht nicht. Aber er sieht alles.”
Bevor Menschen Zeichen in Stein ritzten, bevor das erste Feuer die Rinde berührte, gab es Götter aus Schatten, Moos und Knochen. Einer von ihnen durchstreifte den Wald, ohne Namen, ohne Altar, ohne Lied. Die Tiere fürchteten ihn nicht, sie flohen. Selbst die Bäume wichen zurück, wenn er vorbeiging.
Man sagt, er sei aus dem letzten Atemzug der Erde selbst geboren. Gehörnt wie ein Hirsch, still wie Schneefall, mit Augen schwärzer als die Wurzeln, die nie das Licht sehen. Er war weder Leben noch Tod, sondern das Dazwischen. Und in diesem Dazwischen lebte das Urteil.

Einst versuchte ein Kriegstrupp, ihn zu jagen. Sie betraten den Wald mit Eisen und Stolz. Keiner kehrte zurück. Tage später erschienen nur ihre Klingen wieder – hängend an Bäumen, durchgerostet, summend im Wind.
Der Schweigende Gott bestraft nicht. Er löscht aus. Man betet ihn nicht an. Man erinnert sich an ihn, mit Vorsicht.
Mit Stille. Mit angehaltenem Atem.
Manche sagen, er durchstreift noch immer die tiefen Wälder, wenn der Nebel dicht ist und die Zeit vergisst, sich zu bewegen. Wenn du ihn siehst, sprich nicht. Lauf nicht. Senke einfach deinen Blick.
Und bete, dass auch der Wald dich vergisst.
