Dymna Lotva – The Land under the Black Wings: Blood (Зямля Пад Чорнымі Крыламі: Кроў) – Album & Vinyl Review
- L7
- 2. März
- 5 Min. Lesezeit
Ein Muss beim Dark Easter Metal Meeting 2025
Das Dark Easter Metal Meeting rückt näher: am 19. und 20. April ist es endlich so weit! Das Line-up ist wieder einmal vollgepackt mit großartigen Bands, und selbst die, die ich noch nicht kenne, werden sicher einige Überraschungen bereithalten.
Eine Band sticht für mich besonders heraus: Dymna Lotva. Seit ich sie letztes Jahr entdeckt habe, warte ich darauf, sie endlich live zu sehen. Ihr einzigartiger Stil und die Intensität ihrer Musik haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Ihr aktuelles Album, The Land under the Black Wings: Blood, ist genau das, womit wir uns heute beschäftigen. Eine Platte, die genauso verstörend wie kraftvoll ist.
Als wäre das nicht genug, gibt es noch einen besonderen Grund, sich auf das Festival zu freuen: Ihr Nebenprojekt Hangover in Minsk wird beim Festival ihr erstes Live-Konzert überhaupt spielen!

Von Exil zum Ausdruck
Wegen politischer Verfolgung musste das Duo, Jauhien Charkasau und Katsiaryna "Nokt Aeon" Mankevich, aus Belarus fliehen. Doch anstatt sich zum Schweigen bringen zu lassen, verwandeln sie ihre Geschichte, ihre Wut und ihre Trauer in Musik.
Mit The Land under the Black Wings: Blood erschaffen sie einen tief emotionalen, düsteren und einzigartigen Sound, der sich zwischen Black Metal, Doom und traditionellen Einflüssen bewegt.
Dieses Album entfaltet seine volle Kraft, wenn man es am Stück hört, wie bei einem Film, der einen Szene für Szene fesselt. Doch anders als viele Konzeptalben, die komplette Aufmerksamkeit fordern, funktionieren die meisten Tracks auch losgelöst vom Gesamtwerk. Einige Songs haben es in meine Playlists geschafft und sie entfalten ihre Intensität selbst ohne den Kontext des Albums.
Die Stimme, die Realität überschreitet
Schon mit den ersten Klängen zieht Dymna Lotva einen in eine düstere, melancholische Atmosphäre. Die Instrumente erschaffen Bilder, lassen einen Landschaften und Emotionen vor sich sehen. Doch es gibt ein Element, das alles überragt:
Katsiaryna "Nokt Aeon" Mankevich.
Ihre Stimme ist mehr als nur Gesang: sie ist der direkte Ausdruck jeder Emotion, die diese Musik hervorruft. Die Instrumente erschaffen düstere Landschaften, in denen man fast sehen und fühlen kann, was als Nächstes passiert. Aber ihre Stimme? Sie ist die menschliche Seele in dieser Musik. Es fühlt sich an wie eine direkte Übertragung von Instinkt, Angst, Trauer und Wut, als würde man die Seele mit jemandem tauschen, der die Schrecken erlebt hat, von denen dieses Album erzählt.
Manche Momente wirken fast zu real, besonders mit Kopfhörern.

Historische Bezüge – "Come and See" & das Massaker von Chatyn
Ein potenzielles Hindernis für manche Zuhörer könnte die belarussische Sprache sein, aber Musik wie diese überwindet Sprachbarrieren. Selbst wenn man kein Wort versteht, sind die Emotionen unmöglich zu überhören. Und ein Fun Fact: Ich habe vor ein paar Jahren tatsächlich ein wenig Belarussisch gelernt! Auch wenn ich weit entfernt von fließend bin, hat das meine Wertschätzung für dieses Album noch gesteigert.
Doch um die wahre Tiefe dieses Albums zu erfassen, sind einige historische Bezüge unvermeidlich:
Der erste Track „Ідзі і глядзі“ (Come and See) bezieht sich direkt auf den sowjetischen Antikriegsfilm Come and See von 1985, einer der erschütterndsten Filme aller Zeiten.
Der Film folgt Flyora, einem Jungen, der in den Strudel des Nazi-Angriffs auf Belarus gerät und dabei unvorstellbare Gräueltaten miterleben muss. Das Grauen entsteht nicht durch das, was der Film zeigt, sondern durch das, was er einen fühlen lässt: ein langsamer Abstieg in Terror, Trauer und Hilflosigkeit. Die Geschichte ist eng mit dem Massaker von Chatyn verbunden, bei dem Nazi-Truppen ein ganzes belarussisches Dorf lebendig verbrannten, eines von unzähligen Kriegsverbrechen, die auf belarussischem Boden verübt wurden.
🎬 Wer den Film gesehen hat und dann dieses Album hört, kann der Verbindung kaum entkommen. Es ist, als würde man die gleichen Emotionen noch einmal durchleben, die erdrückende Verzweiflung, die unausweichliche Zerstörung.
Dies ist mehr als Musik: es ist ein eindringlicher Blick in eine Vergangenheit, die nicht vergessen werden darf.
Das Album – Ein Abstieg in Tragödie und Widerstand
Dieses Album ist eine sorgfältig komponierte Reise durch Verlust, Leid und Überleben. Bereits der Opener „Ідзі і глядзі“ (Come and See) zieht den Hörer in eine düstere, von Krieg gezeichnete Welt.
Es folgt eine Abfolge von Songs wie „Смерць цалуе ў вочы“ (Death Kisses Your Eyes) und „Папялішча“ (Ashes), die ein klares Bild von unausweichlichem Verlust und Zerstörung zeichnen.
Doch das Album bleibt nicht nur in der Verzweiflung stecken. „Лютасць“ (Cruelty) schwenkt von Trauer zu purer Wut und fängt den Wunsch nach Vergeltung ein, während „Nacht Hexen“ (Night Witches) den sowjetischen Pilotinnen gewidmet ist, die die deutschen Truppen in Angst versetzten.
Der Abschluss „Кроў“ (Blood) gehört für mich nicht zu den herausragenden Stücken, doch ich verstehe seine Platzierung. Indem die härtesten, emotionalsten Momente in die Mitte des Albums gesetzt wurden, sorgt die Band dafür, dass die Reise nicht in völliger Hoffnungslosigkeit endet.
🔥 Die 3 eindrucksvollsten Tracks
💀 „Пахаваны жыўцом“ (Buried Alive): Ein Song, der jede Hoffnung auslöscht. „Ты адзін“ (Du bist allein) erstickt jegliche Hoffnung, als würden die Wände näherkommen. Der verzweifelte Schrei „Stop me!“ gegen Ende verstärkt das erdrückende Gefühl.
🔥 „Пекла“ (Hell): Ein Mädchen spricht von Gurken, die sie mit ihren eigenen Tränen gießt – ein klares Symbol für ihre tief empfundene Trauer. Ein Junge beschreibt, dass der Schnee auf den Leichen nicht schmilzt, wohl aber auf ihm selbst. Für mich ein Zeichen, dass die Toten nichts mehr fühlen, während die Lebenden weiterleiden. Doch die grausamste Zeile kommt von der Mutter:
„Warum hast du deine neuen Schuhe angezogen?
Deine kleinen Füße...
Sie werden so lange brennen.“
🩸 „Яма“ (The Pit): Das Album nutzt hier Originalaufnahmen eines Überlebenden eines Massakers. Die Lyrics beschreiben das Kriechen über Leichen, das Treten auf die Toten, nur um selbst zu überleben. Ein Song, der fast unerträglich ist.

Vinyl-Review – Eine beeindruckende Edition
🎵 Zwei Editionen erhältlich:
Klassisches schwarzes Vinyl
Auffälliges weiß/rotes Vinyl
Beide Versionen sind als Gatefold mit Einlegern erhältlich und wurden von Prophecy Productions veröffentlicht.
🎧 Soundqualität – Ein tiefgehender, immersiver Mix
Wir haben das schwarze Vinyl getestet: der Klang ist erstklassig. Die Saxophon-Passagen klingen besonders eindrucksvoll und füllen den Raum mit tiefer Melancholie. Aber auch darüber hinaus bietet das Vinyl eine perfekte Balance zwischen roher Intensität und klanglicher Tiefe.
💰 Was ist mit dem Preis?
Mit Preisen zwischen 40–60 € überlegt man vielleicht zweimal. Doch wer sich bereits in dieses Album verliebt hat, bekommt eine Ausgabe, bei der jedes Detail stimmt.

🔥 Fazit – Warum dieses Album in deine Sammlung gehört
In einer Welt, die sich manchmal kalt und distanziert anfühlt, erschafft Dymna Lotva ein Album, das einen zwingt, etwas zu fühlen.
Dies ist nicht nur ein großartiges Album – es ist eine historische und emotionale Erfahrung. Und wenn ich in ein paar Jahrzehnten dieses Vinyl aus meiner Sammlung nehme, werde ich mich nicht nur an die Musik erinnern, sondern auch an die Zeit, in der wir leben, an die Kämpfe der Band und an die Welt, die dieses Album geprägt hat.
🔥 Wenn es dir gefällt, unterstütze die Band, unterstütze ihre Arbeit, und wenn du hochwertige Vinyl-Editionen wie diese zu schätzen weißt, dann unterstütze auch diejenigen, die sie möglich machen.
Kann es kaum erwarten, sie live zu sehen. 🤘⚪️🔴⚪️
Comentarios